Dienstag und Mittwoch 24.-25.7.2007
Seit Wochen trieb uns eine Ungewissheit, deren Ursache sich heute nun beweisen sollte. Ist alles organisiert? Kommt der Bus rechtzeitig? Ist die A8 auch nicht verstopft? Sind wir zum einchecken früh genug in Stuttgart? Sprengen wir mit unseren 40 Personen den üblicherweise mit Geschäftsleuten und Urlaubsreisenden gefüllten Flughafen? Hat jeder seinen Reisepass mit? Koffer bis zum Bersten überpackt. Ich habe selber mit mindestens 10 Taschenmessern, 8 Nagelscheren, unverbeutelten Kosmetika und Medizinfläschchen gerechnet. Und? Nichts, absolut nichts. Alle waren pünktlich 5:30 am Bus. Koffer verpacken kein Problem. Jeder Reisepass war sofort zur Hand, jede Fläschchen kontrolleursgerecht verpackt. Keiner hat sich verlaufen, absolut diszipliniert, wir sind alle erstaunt und natürlich gleichermaßen erleichtert.
In Stuttgart treffen wir auf einen gelangweilten unfreundlichen Checkin der AirFrance. Nach nur 45 Minuten sind alle Koffer abgegeben, alles Sperrgut abgegeben. Das war nur Zufall… haben wir gedacht. Also alle 40 zum zweiten Mal durchzählen… Immer noch alle da. Also schnell durch den Zoll, da kann keiner mehr raus. Na ja, Timo wollte sein Portemonaie beim Kontrolleur lassen und Julia ihre Armbanduhr. Aber das war auch schon alles. Aber wir sind ja erst vor dem ersten Flug von Stuttgart nach Paris. Mal sehen, ob das aus zahlreichen Berichten geschilderte Grauen in Paris am Flughafen namens Charles de Gaulles noch kommt. Und? Wieder nichts. Halle F2 ohne Probleme gefunden. Durchgezählt… Immer noch alle da. Zweite Passkontrolle. Keiner hat was liegen lassen. Kontrolleure unfreundlich, Abfertigungshalle viel zu klein. Kein Gemaule, kein Genörgel.. bis auf Christian, der unbedingt ins Flugzeug kommen will… für über 10 Stunden. Aber wenns ihm gefällt! Jedem das Seine. Flugzeug ist bereits am Gate. Alles pünklich und ohne die erwarteten Katastrophen. Das ¾ Jahr Planung, dass wir bzw. zum allergrößten Anteil Doro Schulte im Vorfeld investiert hatte, hat sich gelohnt! Mit der Gründlichkeit und den weitergegebenen Erfahrungen der Gruppenreise-Erfahrenen Uschi Braun sind wir bislang allen Zufällen anscheinend zuvor gekommen.
Mit der nötigen Gelassenheit ist die Gruppe für den über 25 Stunden dauernden kontinuierlichen Trip wohl optimal vorbereitet. 11000 Meter über dem Meeresspiegel mit unvorstellbarer Geschwindigkeit von 980 km/Stunde in einer Boing 777 bewegen wir uns, nahe am Nordpol vorbei fliegend, direkt auf Osaka/Japan zu. Bis jetzt alles super, die ersten 9,5 Stunden unseres 14-tägigen Japan-Jugendaustausches.
Vor der Landung muss ich dann doch noch meine Medizin für die Reisekrankheit verteilen. Leichtere Turbulenzen machen unserem Matthias Reindl und einigen anderen Fluggästen doch etwas zu schaffen. Aber davon geht die Welt nicht unter.
Um 8:30 Uhr sind wir gelandet und alle waren froh, raus zu kommen. Leider sind 2 Koffer auf der Strecke geblieben: Einer von Christian Junginger und Maximilian Sommerfeld. Nach Wartezeit und endlosen Erklärungen haben wir unsere Handy Nummer dagelassen, einen Bericht ausgefüllt, der von 2 Zollbeamten mehr oder weniger professionell mit einigen Strichen und Kringeln versehen wurde. Danach war alles beglaubigt und auch als offiziell besiegelt, dass die Koffer weg waren. Wo und wann sie wieder da sein sollte…. keine Ahnung.
Jetzt begann der nächste und letzte Abschnitt der Reise: Eine 5-6 Stunden dauernde Busfahrt. Auf die haben wir, über den Zeitraum nach den Pausen mit 2 Abzählrunden versehen (immer noch alle da) gut überstanden. Vom Organisator in Japan ist uns eine Dolmetscherin zugeteilt worden, die uns die 2 Wochen unserer Reise nicht von der Pelle rücken wird und uns in zugegebener Maßen recht gebrochenem Deutsch über alle Sehenswürdigkeiten Japans informieren wird.
Angekommen in der Jugendherberge stellen wir fest, dass wir wirklich weit von zu Hause weg sind. Geschlafen wird auf dem Boden auf einer Art Bastmatratze. Die Duschen sind so niedrig angebracht, dass dieses nur im Sitzen geht. Dafür kann man sich beim Duschen in einem Spiegel betrachten.
Heute und nur heute sind die Duschen für Männer und Frauen. Für uns äußerst befremdlich, zumal wir vor Reisebeginn mitbekommen hatten, dass Japaner auf die Trennung gesteigerten Wert legen. Wie auch immer.
Donnerstag 25.7.2007
Frühstück mit unendlich vielen und dicken Scheiben Weißbrot, Marmelade, Obst. Heute ist um 10:00 Uhr Probe. Anschließend Probe der "kleinen" Besetzung in einem nahe gelegenen Denkmal bzw. Ausgrabung, an dem sich auch ein Freilufttheater befand. Heute Nachmittag geht’s nach Matsue mit der Bahn. Von der Endstation unseres Bahnhofs sind wir in die Innenstadt von Matsue gelaufen um die dortigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Nach der Rückkehr zur Jugendherberge gab es dann nach dem Einkauf im Supermarkt für jeden 2 Liter Wasser, die er mit zur Jugendherberge schleppen sollte.
Abends sind wir dann mit Sugi San und Frau Sanai San nochmal das Programm für nächsten Tag durchgegangen. Nach einiger Zeit der Diskussion.., ewiges Abstimmen ist in Japan sehr wichtig, hat sich dann herausgestellt, dass es einen neuen aktuelleren Zeitplan gibt, als den, den Sugi San hatte. Vor allen Dingen war völlig unklar, was mit der Party am nächsten Nachmittag sein sollte, ob Essen gibt und was dort stattfindet usw.
Freitag 26.7.2007
Heute um 10:00 Uhr sind die verlorenen Koffer wieder eingetroffen. Geöffnete Geschenke lassen darauf schließen, dass der Zoll so einige Sachen näher in Augenschein genommen hat.
Doro ist heute Morgen mit Andreas bereits am frühen Morgen mit dem Taxi zum Organisator gefahren um an einem Empfang teilzunehmen. Wir sind dann um 10 Uhr hinterher gefahren und haben uns dann an dem 400 Jahre alten Palast Matsue wieder alle getroffen um diesen zu besichtigen. Also vorm Palast aufstellen, Gruppenbild machen, Schuhe aus und hinein. Der Palast hatte 6 Stockwerke. Gott sei Dank war er nicht allzu luftdicht, so dass zumindest in den oberen Stockwerken immer ein bisschen Luft ging. Trotzdem waren die Plätze um die installierten Lüfter sehr begehrt. Inzwischen ist allerdings die Temperatur besser zu ertragen, als am ersten Tag zu vermuten war.
Dann hat unsere Reiseleiterin Sanai plötzlich zum Abmarsch geblasen und wir mussten schnellstens zum Bus. Der hat uns dann, wie sollte es anders sein zu Mc Donalds gefahren. Jeder einen Hamburger und eine Tüte Pommes, allerdings ohne den Bus zu verlassen.
Auf der Weiterfahrt zur Party: Auf der Hinfahrt haben sich dann die Betreuer Sinai San vorgestellt…. Na ja, macht man dann halt. Christoph Schweigart hat weiterhin auf der Hinfahrt infolge erhöhten Temperatureinflusses einige Beinhaare lassen müssen. Hat nicht schön gerochen, fand er auch nicht witzig, war dann aber schnell wieder gut drauf.
Am Hotel angekommen, haben wir dann ein Zimmer bekommen, in dem wir uns umkleiden konnten. Hier ist es passiert. Die erste Klogeschichte der Reise. Sugi hat uns mehrmals eindringlich davor gewarnt, einen gewissen Knopf an den japanischen Hightec-Toiletten zu drücken während man nicht auf dem Klo sitzt. Marei hats wahrscheinlich schon seit Tagen in den Fingern gejuckt den „verbotenen“ Knopf zu drücken. Es musste so kommen: Marei hat gedrückt, empfand dann wohl doch ein langanhaltendes nasses Gefühl und fand den Aus-Knopf nicht mehr. Was macht man dann? Man steht auf aber das Ding geht weiter und macht natürlich alles nass. Wie es dann trotzdem ausgegangen ist wollte Marei nicht mehr kundgeben.
Zu unsere aller Erstaunen haben wir Platzkarten bekommen, oh Schreck. Wir sollten in fremder Umgebung an verschiedenen Tischen sitzen. Aber auch hier sind Japaner äußerst flexibel und haben nachdem dann jeder seinen Platz eingenommen hat, nochmals kräftig durchgemischt.
Die steife Atmosphäre hat sich zu unserem Erstaunen im Nu aufgelöst durch ein gemeinsames Wettspiel aufgelöst, bei dem es darum ging, kleine Erbsen mit Stäbchen von einem Topf in den anderen zu schaffen. Besonders von Maximilian waren die japanischen Mädels hin und weg. Es folgte eine Fotosession nach der anderen jeweils gefolgt von wilder Kicherei und einem „thank-you-thank-you“.
Maxi schwebte dann den ganzen Abend auf Wolke 7 und konnte auch nichts zum Abendbrot essen. Sein Tag war ausgefüllt. So ein Gekicher und Geziere war schon gigantisch. Nach Maxis Runde „Kisses for free“ fühlten sich die kleinen Japanerinnen geschmeichlt und vielen vor ihm auf die Knie.
Auf der Rückfahrt haben wir dann mit unserer Vorstellungsrunde weitergemacht. Marina hat dann Manfred geflüstert sie sei etwas schüchtern und er solle doch Sie bitte vorstelle, da sie etwas schüchtern sei. Das hat Manfred dann auch gemacht und hat gesagt, dass Marina sich hier ganz wohl fühle und die japanischen Jungs ganz nett fände. Marina konnte das nicht so ganz bestätigen aber gesagt ist gesagt. Die Runde ging dann weiter, bis wir wieder an der Jugendherberge angekommen sind und zu Abend aßen.
Gegen 21:00 Uhr kam Martin ins Foyer geschossen. Die Betreuer müssten jetzt mal kucken gehen… so ginge das nicht. Jungs und Mädchen fingen schon an, gemeinsam zu baden. Die Wahrheit stellte sich dann doch etwas anders heraus, nämlich so: Therasa meinte, sie müsste mal Bilder in der Dusche machen, während die Jungs alle in dem großen mit heissen Wasser gefüllten Zuber lagen. Dabei ist sie dann zu dicht an den Rand geraten, zusätzlich wohl von geheimnissvollen Mächten geschubst worden und kopfüber im Zuber gelandet. Theresa war noch beim Karten spielen danach wie gegen den Strich gebürstet.
Samstag 28.7.2007
Nach dem Frühstück, welches mal wieder reichhaltig wie jeden Morgen war, wurde geprobt. Dann ab um 10:45 Uhr zur Generalprobe für das 31. Highschool Culture Festival. Nach einiger Wartezeit und Abstimmung wie die Auftritte, die Reihenfolge und das Einmarschieren laufen soll, hat es dann mit dem zweiten Anlauf gut geklappt. Nur Manfred hat sich für morgen dann vorgenommen, ein bisschen mehr Ruhe reinzubringen. Anschliessend soll dann noch marschiert werden. Zuhause wurde nochmal Tanzen und Spielen geprobt, und es wurde immer besser. Also: Für morgen steht der Auftritt.
Heute hat der Jugendherbergsvater (das Wort gibt es glaube ich nur bei uns) bekannt gegeben, dass auch die Hausschuhe auf dem Flur bleiben müssen und man damit nicht sein Zimmer betreten darf. Bei den Jungs sieht es teilweise aus wie im Schweinestall, also aufräumen. Nach einer Stunde kommt Felix wieder: Er bräuchte eine neue Tüte, weil er das Plastik in die rote und den Rest in die Blaue gesteckt hat. Leider ist das so, er könne auch nichts dafür, ließe sich auch jetzt nicht mehr ändern. Nachdem wir ihm gezeigt haben, wie lustig wir das finden ist er wieder in sein Zimmer abgedampft und hat dann doch irgendwie hinbekommen, allen Müll in die richtige Tüte zu bekommen.
Abends 21:15 - Komplettes Zimmer 4 ist angetreten: Sarah wird gefoppt und soll mit in Zimmer Nr 4. ok, ist genehmigt. Matraze hinlegen, Koffer kommt mit zu Doro aufs Zimmer. Doro spricht mal mit den restlichen Insassen von Caroline, Anja und Anna.
Bernd hat eine Knutschfleck, will aber partout nicht sagen von wem. Auf jeden Fall konnte er sich überhaupt nicht wehren. Es kursiert das Gerücht, 32 Japanerinnen hätten auf ihm draufgesessen und eine hätte ihm dann diesen unaussprechlichen ….. Knutschfleck verpasst.
Sonntag 29.7.2007
Heute morgen war jeder Schuh auf den Flur mit einem nicht dazugehörigen zusammengenotet und zwar so ordentlich, dass es die Jungs nicht gewesen sein können. Wahrscheinlich wars der Jugendherbergsvater, der sich damit als Schuhfetischist geoutet hat. Felix wollte nicht guten Morgen sagen. Und Marina weiß immer noch nicht, was sie sagen will.
Heute ist der große Tag an dem der Elephant... Nein, nun mal ehrlich: Heute kommts drauf an. Heute morgen werden Zöpfe geflochten und jeder weiblich Kopf auf „bayrisch“ getrimmt.
Wir haben es ja schon oft geprobt: Generalprobe war eher verhalten und alle haben bereits das Schlimmste befürchtet, aber wenn’s darauf ankommt, kann sich doch jeder zusammenreißen und auf den Punkt alles geben. So war es auch dieses mal. Besonders von den Chinesen gab es ein großes Lob. Wahrscheinlich waren wir auch deshalb so erfolgreich, weil wir hier mit der traditionellen Blasmusik einfach eine Besonderheit darstellen. Also war einfach genial, für Manfred Richter sicher auch eine beste Empfehlung für seinen weiteren Weg ohne JBA, sondern mit einer anderen Kapelle.
Nachdem wir um 14:45 Uhr unseren 8-minütigen Auftritt hatten, mussten wir bis zum großen Umzug noch weitere 1,5 Stunden warten. Besonders unsere Tänzer waren nach dem Auftritt eine Attraktion für die japanischen Mädels.
Der Umzug führt von Schloss Matsue einmal im Carree zum Schloss zurück, Dauer ca. 30 min.. Der Aufwand war gigantisch. Vorwiegend Showkapellen mit Bläsern und Tänzern. Wir haben uns dann zu Zweierreihen formiert und sind winkend mitgezogen.